Umfangreicher Stellenabbau angekündigt– Sparkurs trifft Stuttgart besonders hart
Der traditionsreiche Autozulieferer Mahle verschärft seinen Sparkurs und kündigt den Abbau von weltweit 1.000 Stellen an. Besonders betroffen ist die Verwaltung, aber auch Bereiche in Forschung und Entwicklung. Konzernchef Arnd Franz erklärte in einem Interview, man müsse „einen Schritt gehen, den wir nicht vorhatten, der aber notwendig ist“. Der Konzern reagiert damit auf die anhaltenden Belastungen durch die schwache Automobilkonjunktur, den Strukturwandel der Branche und die sinkende Nachfrage nach Verbrennungsmotoren.
Sparziel von 150 Millionen Euro pro Jahr
Das Unternehmen plant, ab dem kommenden Jahr jährlich 150 Millionen Euro einzusparen. Zwei Drittel dieser Einsparungen sollen über Personalkosten realisiert werden, der Rest über Sachkosten. Damit steht fest, dass der geplante Stellenabbau rund 1.000 Arbeitsplätze weltweit betrifft. Etwa die Hälfte der Maßnahmen entfällt auf Deutschland, wobei der größte Anteil auf den Standort Stuttgart fällt, wo Mahle traditionell einen Schwerpunkt seiner Verwaltungs- und Entwicklungsabteilungen hat.
Franz betonte, dass die Umsetzung „so sozialverträglich wie möglich“ erfolgen solle. Geplant seien Abfindungsprogramme und Vorruhestandsregelungen, um betriebsbedingte Kündigungen möglichst zu vermeiden. Dennoch wird der Sparkurs deutliche Spuren hinterlassen – besonders in der Zentrale des Konzerns, die bisher als stabiler Pfeiler galt.
Krise der Autoindustrie zwingt zum Handeln
Die Gründe für die Maßnahmen sind vielfältig, hängen jedoch alle mit der anhaltenden Krise der Automobilindustrie zusammen. Mahle leidet besonders unter dem Rückgang der Verbrenner-Technologie, die bisher das Kerngeschäft des Unternehmens bildete. Der Übergang zu Elektromobilität stellt den Konzern vor erhebliche Herausforderungen.
„Wir müssen unsere Kapazitäten anpassen, weil sich der Markt strukturell verändert“, erklärte Franz. Hinzu kommen äußere Faktoren wie Zölle der USA auf Autoimporte, der harte Wettbewerb mit chinesischen Zulieferern sowie die hohen Kosten für Energie und Rohstoffe in Europa. Diese Kombination aus globalem Preisdruck und technologischer Transformation zwingt Mahle, die internen Strukturen radikal zu verschlanken.
Bereits 600 Stellen in Deutschland gestrichen
Der aktuelle Sparkurs folgt auf frühere Maßnahmen: Bereits im Sommer hatte Mahle rund 600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut. Zum Jahresende 2024 beschäftigte der Konzern hierzulande etwa 10.000 Mitarbeitende, weltweit über 70.000 in mehr als 30 Ländern. Die nun angekündigte Kürzungsrunde bedeutet für Deutschland eine mittlere dreistellige Zahl an weiteren Stellenstreichungen, so Franz.
Besonders betroffen sind Verwaltung, Personal und Entwicklung, während in der Produktion vorerst keine größeren Einschnitte geplant sind. Der Konzern versucht, seine verbleibenden Kapazitäten stärker auf Zukunftstechnologien wie Thermomanagementsysteme, Elektromotoren und Batteriekühlung auszurichten.
Struktureller Wandel und internationale Konkurrenz
Mahle steht exemplarisch für die Lage vieler deutscher Zulieferer, die zwischen Transformation und Kostendruck gefangen sind. Während Konkurrenten aus Asien zunehmend günstiger produzieren, steigen in Europa die Aufwendungen für Arbeitskräfte, Energie und Forschung. Branchenexperten sehen die aktuelle Entwicklung als Symptom einer tiefgreifenden Neuausrichtung der gesamten Zulieferindustrie.
Gleichzeitig versucht der Konzern, international wettbewerbsfähig zu bleiben. Mahle ist in über 160 Produktionsstandorten vertreten und beliefert nahezu alle großen Autohersteller weltweit. Doch der Übergang zur Elektromobilität erfordert Investitionen in neue Technologien, die kurzfristig hohe Kosten verursachen.
„Wir müssen gleichzeitig sparen und investieren – das ist die größte Herausforderung unserer Zeit“, sagte Franz. Seine Worte spiegeln die Zwickmühle wider, in der sich viele Zulieferer befinden: Einerseits müssen Kosten gesenkt werden, andererseits erfordert der Wandel zur E-Mobilität massives Kapital für Forschung und Entwicklung.
Ausblick: Fokus auf Zukunftsfelder trotz Sparkurs
Trotz der einschneidenden Maßnahmen hält Mahle an seiner langfristigen Strategie fest. Das Unternehmen will sich verstärkt auf elektrische Antriebe, Wasserstoffsysteme und klimaneutrale Lösungen konzentrieren. Bereits heute stammen laut Mahle über 60 Prozent des Umsatzes aus Bereichen jenseits des klassischen Verbrenners.
Analysten sehen den Sparkurs daher als Versuch, Liquidität und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, um künftige Wachstumsfelder zu finanzieren. Kurzfristig dürfte der Abbau zwar zu Verunsicherung führen, langfristig jedoch den Weg für eine technologische Neuausrichtung ebnen.Für die Region Stuttgart, eines der Herzstücke der deutschen Automobilindustrie, bleibt der Stellenabbau dennoch ein herber Schlag. Zahlreiche Fachkräfte sind betroffen, und auch die Zulieferkette spürt die Folgen. Trotzdem gilt Mahle weiterhin als technologisch starkes Unternehmen mit hoher Forschungsdichte und globalem Netzwerk – Eigenschaften, die in einer sich wandelnden Branche entscheidend sein könnten.



