Debatte um Sicherheitsgarantien
Die Diskussion um eine mögliche Rolle Deutschlands bei künftigen Friedensregelungen in der Ukraine nimmt an Fahrt auf. Innerhalb der Unionsfraktion gibt es unterschiedliche Positionen zur Frage, ob die Bundeswehr direkt in der Ukraine eingesetzt werden sollte. Fraktionsvorsitzender Jens Spahn (CDU) stellte nun klar, dass Spekulationen über einen unmittelbaren Kampfeinsatz deutscher Soldaten „verkürzt“ seien und derzeit nicht im Raum stünden. „Es sind zudem viele andere Szenarien für einen deutschen Beitrag zu den notwendigen Sicherheitsgarantien denkbar und sinnvoller“, betonte er.
Europäische Sicherheitsarchitektur im Blick
Spahn unterstrich, dass es bei einem möglichen Friedensvertrag nicht nur um die Ukraine gehe, sondern um die „künftige Sicherheitsordnung in Europa“. Diese solle „im Wesentlichen von den Europäern getragen werden, mit Unterstützung durch und in Abstimmung mit den USA“. Eine zentrale Rolle werde dabei auch der Nato zukommen. Deutschland müsse in diesem Rahmen eine „wichtige und verlässliche Rolle“ übernehmen.
Differenzen innerhalb der Union
In der Unionsfraktion herrscht Uneinigkeit über das Ausmaß eines möglichen deutschen Engagements. Während einige Abgeordnete eine klare Absage an den Einsatz von Bundeswehrtruppen in der Ukraine fordern, plädieren andere dafür, die Option offen zu halten. Norbert Röttgen (CDU), Vizevorsitzender der Fraktion und Experte für Außen- und Sicherheitspolitik, erklärte: „Diese muss ein Ziel haben: Schutz für den Fall weiterer Aggressionen Russlands.“
Einschätzung der Bundesregierung
Aus einer Analyse des Bundeskanzleramts zum jüngsten Gipfel in Washington mit US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) geht hervor, dass die künftigen Sicherheitsgarantien für die Ukraine umfassend ausgestaltet werden müssten. „Unter anderem müssen sie eine dauerhafte Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte umfassen“, heißt es in dem Papier. Klar sei, dass Deutschland sich – wie andere europäische Partner – beteiligen werde. Das Kanzleramt stellte jedoch auch klar: „Die Freiheit und die politische Souveränität der Ukraine sind unbezahlbar.“
Sorgen um die Bundeswehr
Der Wehrbeauftragte Henning Otte (CDU) warnte vor einer Überlastung der Bundeswehr. Sollte Deutschland im Rahmen internationaler Garantien mit einer Brigade von rund 5000 Soldaten beteiligt sein, sei dies eine „Riesenherausforderung“. Bundeskanzler Merz verfolgt das Ziel, die Bundeswehr zur „stärksten konventionellen Armee der Europäischen Union“ auszubauen. Dafür seien künftig rund 460.000 Soldaten nötig – 260.000 aktive Kräfte und 200.000 Reservisten. Derzeit fehlen etwa 90.000 aktive Soldaten und 150.000 Reservisten.
Vorsichtige Haltung der SPD
Auch in der SPD gibt es Stimmen, die militärisches Engagement nicht kategorisch ausschließen. Doch Dirk Wiese, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion, warnte vor vorschnellen Entscheidungen: „Man sollte sich davor hüten, den dritten oder vierten Schritt vor den ersten zu tun.“ Zunächst müsse geprüft werden, ob Russland überhaupt ernsthafte Verhandlungsbereitschaft zeige. Zudem verwies Wiese auf die unklare Linie von Präsident Trump, der immer wieder abrupte Kurswechsel vollziehe.