Historischer Schritt: Staatliche Briefzustellung läuft aus
Dänemark vollzieht zum 30. Dezember 2025 einen weltweit einmaligen Schritt: Der staatliche Postdienst PostNord stellt die gesamte Briefzustellung ein. Nach Angaben des Unternehmens werden „an diesem Tag die letzten Briefe und Karten zugestellt“. Hintergrund ist der drastische Rückgang des Briefvolumens, das in den vergangenen 25 Jahren um 90 Prozent eingebrochen ist.
Gesetzliche Änderungen ermöglichen Abschaffung
Ermöglicht wird dieses Vorgehen durch ein neues Gesetz, das die bisherige Pflicht zur universellen Grundversorgung aufhebt. Gleichzeitig entfällt die Mehrwertsteuerbefreiung für Postdienste, was die Kosten für einen Standardbrief auf 29 Kronen (rund 4,50 Euro) steigen ließ. Damit gilt der klassische Briefverkehr im staatlichen Rahmen als nicht mehr wirtschaftlich.
Symbol des Landes verschwindet aus dem Stadtbild
Mit dem Ende der Zustellung verschwinden auch die bekannten roten Briefkästen, die bislang das Straßenbild in Dänemark prägten. Künftig sollen sie nur noch als historische Exponate in Museen bestehen. Private Optionen bleiben jedoch begrenzt: Briefe können weiterhin über den Dienstleister DAO versendet werden – ausschließlich über dessen Filialnetz.
Globaler Trend: Digitale Kommunikation verdrängt klassische Post
Der Rückgang der Briefpost ist ein weltweites Phänomen. Digitale Kommunikationsformen wie E-Mail, Messenger und soziale Netzwerke haben die Papierkorrespondenz weitgehend ersetzt. Dieser Wandel wurde durch die Corona-Pandemie weiter beschleunigt. Während die Briefzahlen sinken, nimmt der Paketverkehr rasant zu: 2022 wurden weltweit 161 Milliarden Sendungen verschickt, Prognosen erwarten bis 2027 rund 256 Milliarden.
Postmärkte im Wandel – zwischen Erfolg und Krise
Mehrere nationale Postunternehmen haben sich erfolgreich neu positioniert. Privatisierte Dienste wie Malta Post, CTT Portugal oder Poste Italiane kombinieren heute Logistik mit Bank- und Versicherungsangeboten. Auch die Deutsche Post DHL Group entwickelte sich seit der Privatisierung 1995 zu einem der profitabelsten Logistikkonzerne der Welt.
Andere Unternehmen kämpfen dagegen mit massiven Verlusten. Die britische Royal Mail befindet sich trotz Teilprivatisierung weiterhin in finanziellen Schwierigkeiten. In Griechenland sorgte die Schließung von fast der Hälfte aller Filialen für landesweite Proteste. Der United States Postal Service (USPS) meldete zuletzt einen Jahresverlust von 9 Milliarden Dollar; seit 2007 summieren sich die Verluste auf mehr als 100 Milliarden Dollar.
Staatliche Dienste weltweit unter Druck
Die strukturellen Herausforderungen sind in vielen Ländern ähnlich: hohe Fixkosten, sinkende Briefmengen, wachsende digitale Konkurrenz und steigende Energie- sowie Personalausgaben. Dänemarks Entscheidung gilt daher als möglicher Präzedenzfall, wie Staaten langfristig auf den Wandel im Kommunikations- und Logistikmarkt reagieren könnten.



